Der Laxtener Friedhofskreuzweg des Bildhauers Theodor Wenge ist einer von drei Kreuzwegen, die es bisher in der Josefskirche gab. Er wurde in den 80er Jahren hierher auf den Friedhof verlegt. Zuvor war er einige Jahre innerhalb der Basilika an der Nordwand angebracht. Lesen Sie hier etwas zur Geschichte unserer Kreuzwege.
Der erste Kreuzweg in der Josefskirche wurde in den Anfangsjahren vom Künstler W. J. Schlüter aus Münster als Fresko auf die Wände der Seitenschiffe gemalt. Die Pfarrchronik berichtet von drei Stationen, die bis 1941 auf die Wände gemalt wurden. Allerdings bereiteten Rissbildungen nach den ersten Bauwerkssetzungen und zudem die folgenden Kriegshandlungen einer weiteren Ausführung der Fresken ein Ende. Überliefert sind die Erstellung der 5., 8. und 13. Station.
Da die Josefskirche während der NS-Zeit errichtet wurde, war die vorgesehene Anlage eines Friedhofes zunächst nicht möglich. Aber direkt nach dem Krieg wurde am Karfreitag, dem 19. April 1946 der Friedhof durch den damaligen Pastor Lagemann eingeweiht.
Im selben Monat lag bereits die Genehmigung für die Errichtung eines eigenen Kreuzweges für diesen Friedhof vor. Die Urkunde von Bischof Wilhelm Berning (s. Bild; Quelle: Pfarrbrief Nr. 6/1982) belegt dies. Allerding ließen die Probleme der Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit die Gemeinde noch fast vier Jahrzehnte auf diesen Kreuzweg warten. Zunächst galt es, die aufgekommenen Setzungsschäden und auch die Kriegsbeschädigungen an der Kirche zu beseitigen. Dies geschah bei der ersten großen Kirchenrenovierung 1957.
Der zweite Kreuzweg im Kirchenraum wurde mit dieser ersten großen Kirchenrenovierung um das Jahr 1957 angefertigt. Zusammen mit der Erstellung des großen Mosaiks über dem Altar entschied sich die Gemeinde damals mutig für einen modernen Kreuzweg. Sie beauftragten den Künstler Theodor Wenge mit der Anfertigung. 1958 konnten schließlich auf der nördlichen Wand des Seitenschiffes die 14 Stationen des Kreuzweges eingeweiht werden. Es handelte sich um genau die Bilder, die wir heute auf dem Friedhof vorfinden.
Bei einer weiteren Umgestaltung der Josefskirche im Sinne des II. Vatikanums, bei dem der Hochaltar gegen einen sogenannten Volksaltar getauscht wurde (s. Foto), blieb dieser Kreuzweg zunächst in der Kirche. Mit den Jahren wuchs aber die Unzufriedenheit mit dieser modernen Interpretation eines Kreuzweges. Die dunklen Lichtverhältnisse der Josefsbasilika trugen dazu bei, dass die Reliefbilder des Künstlers Theodor Wenge nicht richtig zur Geltung kamen. Eine notwendige Schattenwirkung durch das damals noch schwache künstliche Licht kam nicht richtig zu Stande. Gleichzeitig zeigte sich, dass den meisten Gläubigen der Zugang zu dieser modernen Kunst fehlte.
Die Fotos zeigen einen Blick auf die Nordwand der Josefskirche bei einem Gottesdienst Anfang der 80er Jahre. Hier waren die Wenge-Bilder zunächst paarweise in die Wand eingelassen. (Quelle der Fotos: Heinz-Herrmann Rütermann)
Anfang der 80er Jahre stand der Beschluss fest, die Josefsbasilika aufgrund erneuter Setzungsschäden einer großen Renovierung und einer damit verbundenen Umgestaltung zu unterziehen.
In dem Zusammenhang wurde 1984 der Kreuzweg des Bildhauers Theodor Wenge auf den Friedhof gebracht. Hiermit konnten mehrere Vorteile geschaffen werden: der seit 1946 geplante Kreuzweg wurde endlich Wirklichkeit, der Wenge-Kreuzweg blieb erhalten, er erhielt eine für den Schattenwurf notwendige Tagesbeleuchtung und in der Josefskirche wurde Platz geschaffen für einen neuen Kreuzweg, der für den Innenraum der Kirche besser erkennbar sein sollte.
15 kleine Klausen aus rotem Klinkerstein wurden für den Friedhofskreuzweg erstellt. Sie wurden an der südlichen Seite des Friedhofes so aufgestellt, dass ein kleiner Weg entstand.
Heute ist dieser Kreuzweg für viele Gemeindemitglieder auch der "letzte Weg": viele Beerdigungszüge von der Friedhofskapelle zum Grab führen über diesen Friedhofskreuzweg.
Das große Kreuz des Künstlers Suberg auf der Rückseite der Josefskirche stammt ebenso ursprünglich aus dem Inneren der Kirche: In den 70er Jahren hing es für einige Jahre über dem Altar - auf Höhe des heutigen Adventskranzes (s. Foto).
Nach der großen Kirchenrenovierung der 80er Jahre stand es dann für weitere zwei Jahrzehnte unter der Orgelempore, wo man insbesondere die vielen Schnitzereien auf der Rückseite gut betrachten konnte. Mit einer weiteren Renovierung schließlich wurde das große Kreuz im Jahr 2009 hinter die Kirche gebracht, wo es einen sehr guten Abschluss für den Friedhofskreuzweg bildet. Leider kann man nun nicht mehr die vielen Bilder auf der Rückseite betrachten und die Witterung tut ihr übriges. Wer weiß, wo die nächste Station dieses imposanten Kreuzes in ein paar Jahren sein wird...
Am Karfreitag 1987 wurde dann ein im sogenannten Nazarenerstil vom Priester Dr. Gerhard Palm erstellter Kreuzweg für die Josefskirche eingeweiht (s. Foto). Es ist somit schon der dritte Kreuzweg für unsere Kirche.
Stilistisch passt dieser leider nicht so gut in die Josefsbasilika wie der modernere Wenge-Kreuzweg. Denn die Josefskirche wurde durch den bekannten Kirchenbaumeister Böhm im Stil des Neuen Bauens erschaffen. Es handelt sich also um eine moderne, schlichte Bauform, die insbesondere allein durch Raumbildung oder Belichtung den Gläubigen zu einer "inneren Sehnsucht" führen will. Dem großen Kirchenbaumeister Böhm war der Historismus mit der oberflächlichen Nachahmung alter Stile ein Dorn im Auge. Ihm würde dieser neue Kreuzweg sicher nicht gefallen. - Aber: immerhin ahmt der Nazarenerstil die romanische Bildersprache nach. Und schließlich bildete die romanische Architektur in einer modernen Interpretation durch Böhm bei der Josefskirche ebenso die Grundlage, wenn man die Basilika-Grundform und die Rundbogenfenster des Hauptschiffes betrachtet.
Die klaren und klassischen bis klischeehaften Darstellungen dieses dritten Kreuzweges erleichtern zudem die Erkennbarkeit der Stationen ungemein. Dies war der Gemeinde bei der Anschaffung wichtig. Gerade Ältere oder die Kleinsten beten in der Regel den Kreuzweg am häufigsten. Sie sind für die eindeutigen Bilder sicherlich dankbar - Dominikus Böhm möge es der Gemeinde nachsehen. Diese ist in der Zuneigung zu diesem Kreuzweg im Nazarenerstil schließlich auch ein wenig gespalten. Die Freunde der modernen Kunst erfreuen sich aber umso mehr an dem erhaltenen, modernen Friedhofskreuzweg des Künstlers Theodor Wenge.